Der nationale Warntag startet am 10. September – für Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, ist das nichts Neues.
Die Geschichte der Sirenenwarnung geht bis in die Zeit des 2. Weltkrieges zurück. Hier wurde lokal Luftalarm und nachfolgend Entwarnung gegeben. Den Älteren wird dieses Signal für immer in leidvoller Erinnerung bleiben. Nach dem 2. Weltkrieg kamen dann noch Signale für Feueralarm, Katastrophenalarm und ABC-Alarm dazu. In den Neunziger Jahren traten die Warnungen vor Naturkatastrophen zum Schutz der Bevölkerung in den Vordergrund.
Wer aber hat diese Signale ausgelöst und vor allem von wo? Antwort auf diese Frage gibt Reinhard Sauer, ehrenamtlicher Gästeführer im Technischen Denkmal Bunker Fuchsbau: „In dem geheimen militärischen Objekt Zentraler Gefechtsstand ZGS-14 gibt es einen Raum, der nur von wenigen betreten werden durfte und von dem auch kaum jemand etwas wusste – die Warn- und Alarmzentrale WAZ.“ Von hier war es möglich, alle Sirenen in den Bezirken der DDR auszulösen. Die Warn- und Alarmzentrale hatte die Aufgabe, die Zivilbevölkerung vor Luftangriffen sowie dem Einsatz von ABC-Waffen zu warnen. Seit 1971 wurde die WAZ dann ferngesteuert betrieben. Am 05. Mai 1971 erfolgte Punkt 13 Uhr die erste zentrale Sirenenauslösung in der DDR. Immer wieder mittwochs 13 Uhr waren dann bis zur politischen Wende die Sirenen in der gesamten DDR zu hören. Diese Auslösung diente der Prüfung der Funktionsfähigkeit der Alarmierung und der Technik. Jede Bezirksstadt verfügte über eine zentrale Sirenen-Steuerleitung. Von hier aus erfolgte dann die automatische Weiterverteilung des Sirenensignals bis in den kleinsten Ort. Es war also auch möglich, regional begrenzt nur einen Bezirk zu warnen. Später in den Siebziger Jahren wurde dann noch eine zentrale Steuerleitung nach Harnekop in die Führungsstelle des Ministeriums für Nationale Verteidigung gelegt. Bis dahin wurde der Probealarm aus der WAZ im Fuchsbau durch eigens ausgebildete, verläßliche Führungskräfte der Zivilverteidigung aus Frankfurt/Oder ausgelöst. Ines Schmidt, die sich heute intensiv um die Belange des Technischen Denkmals kümmert, sagte uns: „Heute spielt das Smartphone mit seinen Apps eine zentrale Rolle in der Kommunikation. Push-Nachrichten von NINA oder der App des Deutschen Wetterdienstes informieren uns über Gefahrensituationen. Diese Funktion hatte im vergangenen Jahrhundert noch der Rundfunk.“ Es bestanden deshalb in der WAZ neben der Sirenenansteuerung direkte Sprechverbindungen zum Rundfunk der DDR in der Berliner Nalepastraße. Über diese Verbindungen konnte der Diensthabende direkt auf alle DDR Rundfunksender geschalten werden. Mündlich direkt oder mittels vorbereiteter Ansage wurde auf diesem Weg die DDR Bevölkerung gewarnt oder mit Handlungshinweise versorgt.
Nach der politischen Wende und vor dem 1995 erfolgten bergmännischen Verschluß der Bunkeranlage wurden technische Inhalte des Bunkers entfernt. Die WAZ wurde aber vergessen. Und Sie blieb vergessen bis zur Öffnung des Bunkers im Jahr 2005. Deshalb ist heute die WAZ im Rahmen einer Bunkerführung nahezu unverändert zu besichtigen. Schauen Sie doch auch einmal rein! Die rund 2,5 stündige Führung durch den „Fuchsbau“ nimmt Sie mit in die militärische Welt von 1942 bis 1995 und zeigt Ihnen drei geschichtliche Epochen von Nazideutschland über die Deutsche Demokratische Republik bis hin zur Bundesrepublik Deutschland. Und ein kleiner Tipp – in der kommenden kalten Jahreszeit, wenn etwas weniger Touristen in der schönen Ostbrandenburger Region Urlaub machen, besteht auch die Chance auf die Teilnahme an einer der häufig ausgebuchten Führungen. Also – rechtzeitig anmelden und die warme Kleidung nicht vergessen.